Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) sieht viele Anzeichen dafür, dass die Angriffe auf das Netz der Deutschen Telekom von organisierter Kriminalität begangen wurden. „Uns war relativ früh klar, dass es ein Hacker-Angriff war“, sagte BSI-Chef Arne Schönbohm den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Das ist organisierte Kriminalität.“
Riesiges Botnetz aus Alltagsgeräten
Vieles deute darauf hin, dass es sich um Attacken des sogenannten Mirai-Netzwerks gehandelt habe, sagte Schönbohm. Dabei handelt es sich um ein Netz, das aus einer großen Anzahl manipulierter Geräte aus dem sogenannten „Internet der Dinge“ zusammengestellt worden ist. Dazu zählen vor allem Geräte aus dem digitalen Zuhause: schlecht gesicherte Router, Webcams und digitale Videorekorder. Experten schätzen, dass das Mirai-Netzwerk aus Hunderttausenden solcher Geräte besteht, die dann gemeinsam Attacken ausführen wie auf die Telekom. Angriffe seien auch im geschützten Netz der Bundesregierung registriert worden, teilte das BSI mit.
Risiken der Digitalisierung
„Es gibt eben nicht nur Chancen der Digitalisierung, sondern auch Risiken“, sagte Schönbohm. Deshalb sei eine Cyber-Sicherheitsstrategie sehr wichtig. Über 900.000 Kundenanschlüsse der Deutschen Telekom waren von den Internet- und Telefonieausfällen seit Sonntag betroffen.
Kommentar
Der Routerzwang hat dafür gesorgt, dass die Endkunden-Netzinfrastruktur in Deutschland sehr homogen ist. Je mehr Kunden den gleichen Router einsetzen, desto lukrativer werden Angriffe darauf. Routerspezifische Komponenten von Schadsoftware müssen nur einmal entwickelt werden, um eine große Anzahl von Geräte zu treffen.
Warnschuß?
Die aktuelle Attacke glich mehr einem „Warnschuß“. Zwar wurden erhebliche Teile des Kundennetzes der Telekom lahmgelegt. Den Angreifern ist es aber offenbar nicht gelungen, die Router der Endkunden zu infizieren. Das könnte bei einer nächsten Attacke schon anders aussehen.
Sebastian Fiebiger
Redaktion