Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die Grünen haben die bisher fehlende offizielle Anerkennung der sowjetischen Kriegsgefangenen als Opfer des NS-Regimes durch den Deutschen Bundestag gefordert. In einem Brief an Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU), über den die Zeitungen der Funke-Mediengruppe berichten, schreiben die beiden Grünen-Abgeordneten Marieluise Beck und Volker Beck: „Die Zeit läuft ab, und es wäre beschämend und traurig, würde sich der Deutsche Bundestag weiter verweigern, das schwere Unrecht“ anzuerkennen. „Dies wäre auch ein starkes Signal von deutscher Seite in dieser angespannten Zeit mit Putins Russland.“
An diesem Mittwoch vor 75 Jahren, am 22. Juni 1941, hatte der Vernichtungsfeldzug durch die deutsche Wehrmacht gegen die Sowjetunion begonnen. Bis 1945 starben in deutschem Gewahrsam von etwa fünf Millionen sowjetischen Soldaten etwa 60 Prozent – fast drei Millionen Menschen. Nur noch einige Hundert damalige Gefangene leben noch. Die genauen Zahlen kennt niemand. Am Mittwoch debattiert der Bundestag über den Umgang mit den Opfern des Nationalsozialismus.
„Die sowjetischen Kriegsgefangenen waren rechtlos und der rassistischen Ideologie des NS-Regimes ausgesetzt“, schreiben die Grünen-Politiker an Lammert. Im Nationalsozialismus hätten diese Gefangenen genauso wie die zivilen sowjetischen Zwangsarbeiter als „Untermenschen“ gegolten. Im vergangenen Jahr wurde den noch lebenden Opfern der deutschen Gefangenschaft eine Hilfe von 2.500 Euro durch den Bundestag zugesagt. „Aber Geld ist das eine, klare unmissverständliche Worte sind das andere“, schreiben die Grünen-Politiker in dem Brief.