Stuttgart (dts Nachrichtenagentur) – Bahn-Chef Rüdiger Grube bietet den Gegnern des umstrittenen Bahnprojekts „Stuttgart 21“ ein offenes Gespräch an. „Ich halte gern meine Hand hin und sage das im Namen aller Gesprächspartner: Lasst uns an einen Tisch setzen, lasst uns gemeinsam die Experten anhören. Die Wahrheit muss endlich auf den Tisch“, sagte Grube.In einem „Spiegel“-Gespräch mit dem grünen Verkehrsexperten und Bundestagsabgeordneten Winfried Hermann erklärt Grube aber auch, dass er nicht daran glaube, dass die Stuttgarter Landesregierung das umstrittene Projekt jetzt noch kippen wird. „Dieses Szenario kann ich mir nicht vorstellen“, sagt der Bahn-Chef. Trotzdem wünsche er sich, dass „die politischen Verantwortlichen in Stuttgart bei ihren Landsleuten noch einstimmiger und nachdrücklicher“ für das Projekt werben. Er warnt davor, den Bürgerprotesten nachzugeben: „Wenn Beschlüsse, die in Parlamenten, Gemeinderäten, im Bundestag gefasst werden, nicht mehr zählen, sondern alle Entscheidungen durch Volksentscheide rückgängig gemacht werden können, dann werden Sie in Deutschland keine Investoren mehr finden.“ Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bahn AG geht bei einem derzeitigen Stopp der Bauarbeiten von Kosten in Höhe von mindestens 1,4 Milliarden Euro aus, darüber hinaus müssten weitere 1,8 Milliarden für die Erneuerung von Gleisvorfeld und Abstellanlagen finanziert werden. Winfried Hermann sagt zu Grubes Angebot: „Ein Baustopp während solcher Gespräche wäre das momentan Mindeste, was die Bahn den Gegnern anbieten müsste. Ich kann nicht offen über ein Projekt diskutieren, während Grube nebenbei weiter die Grube gräbt.“ Der Grünen-Politiker fordert in dem Gespräch mit dem Bahnchef eine sofortige Volksbefragung zu Stuttgart 21 oder einen Volksentscheid. Er betont, dass die badenwürttembergischen Grünen, sollten Sie nach einer erfolgreichen Landtagswahl im März 2011 in Stuttgart mitregieren, das Projekt Stuttgart 21 sofort stoppen würden: „Wir wollen eine preisgünstigere Modernisierung des bestehenden Kopfbahnhofs.“ Hermann wirft den Unterstützern des Projekts vor, den Bundestag nicht ausreichend über Kostensteigerungen bei Stuttgart 21 informiert zu haben: „Die Zahlen und Gutachten zu den Kostensteigerungen, die uns heute bekannt sind, lagen uns Abgeordneten damals einfach nicht vor. Zugegeben: Es war im Rückblick naiv, Ihren schönen Zahlen zu glauben.“
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Bei der Werbung für Stuttgart 21 gibt es ein Problem: die guten Argumente sind ausgegangen oder haben sich stark zum Minus hin relativiert. Wie kann man da werben?
Das Projekt ist trotz von über 10 Jahre alten Planungen technisch wenn überhaupt sehr schwer beherrschbar, verkehrstechnisch ein immenser Rückschritt für den gesamten Südwesten, ökologisch eine Katastrophe, städtebaulich absolut unnötig und finanziell ein Desaster für ganz Deutschland… Und das kann man alles nachweisen.
Die demokratische Legitimierung beruht auf falschen Vorgaben für die Parlamente, zum Beispiel, dass der Stuttgarter Bahnhof in 2010 dem Verkehr in keiner Weise mehr gewachsen wäre, dass der Tiefbahnhof die doppelte Leistungsfähigkeit hätte und und. Stuttgart 21 ist Lug und Trug.