Brüssel (dts Nachrichtenagentur) – Im Tauziehen um den Posten des EU-Kommissionspräsidenten hält Amtsinhaber Jean-Claude Juncker (EVP) die EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager (ALDE) für geeignet, seine Nachfolge anzutreten. „Ja, sie könnte das. Mein Vizepräsident Frans Timmermans, Spitzenkandidat der Sozialdemokraten, könnte es auch“, sagte Juncker der „Bild am Sonntag“.
Vestagers Kritiker kreiden ihr an, dass sie während des Wahlkampfes nicht als Spitzenkandidatin, sondern nur als Teil eines Spitzenteams der ALDE-Fraktion angetreten war und erst nach der Wahl ihre Ambitionen erklärt. Juncker, bisher Anhänger des Spitzenkandidaten-Prozesses, sieht in ihr trotzdem eine legitime Kandidatin. „Frau Vestager ist eine tüchtige Kommissarin. Mit ihrer jetzt erklärten Bereitschaft, die Führung der Kommission zu übernehmen, gehört sie zum Kreis derer, aus denen ausgewählt wird“, so der EU-Kommissionspräsident.
Weniger warme Worte hat er für den Spitzenkandidaten der Europäischen Volkspartei (EVP) bei der Europawahl, Manfred Weber (CSU), übrig. Auf die Frage, ob dieser sein Nachfolger werden müsse, sagte Juncker: „Es gibt mehrere Kandidaten. Da macht es keinen Sinn, dass ich mich für einen ausspreche. Aber ich bin wie Manfred Weber Mitglied in der Europäischen Volkspartei, die die stärkste Fraktion stellt. Da läge es in der Logik der Dinge, dass er auch Kommissionspräsident wird“. Seinem Nachfolger oder seiner Nachfolgerin rät der scheidende EU-Kommissionspräsident, sich stärker gegen ungerechtfertigte EU-Kritik zu wehren. „Man sollte in der Kommission eine Abteilung Wirklichkeitskunde einführen, die ausschließlich damit beschäftigt ist, diese Lügen richtigzustellen. Da waren wir bislang zu zaghaft“, sagte Juncker der „Bild am Sonntag“.