Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Die Grünen-Osteuropa-Expertin Marieluise Beck hat dem bayrischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) vorgeworfen, sich mit seiner Moskau-Reise zum Handlanger des russischen Präsidenten Wladimir Putin zu machen: „Seehofers Vorhaben ist zugleich grenzenlos naiv und politisch perfide“, sagte Beck der „Welt“. „Grenzenlos naiv, weil er nicht versteht, dass er sich zum Werkzeug von Putins Propaganda macht, die auf eine Unterminierung der Europäischen Union abzielt. Und perfide, weil Seehofer ganz offensichtlich der Kanzlerin einen Tritt vors Schienbein geben will“, erklärte Beck.
„Auch damit macht er sich zu Putins Handlanger.“ Für Putin sei Kanzlerin Angela Merkel (CDU), die in Fragen der Ukraine und der europäischen Sanktionspolitik standhaft sei, ein „politisches Ärgernis“, das er zu Fall bringen wolle. Die Grünen-Politikerin äußerte die Befürchtung, dass Seehofer ausschließlich das wirtschaftliche Interesse Bayerns im Auge habe und darauf aus sei, eine Allianz mit Moskau auch auf dem Rücken der Länder, die dazwischen liegen, herzustellen. „Das ist eine atemberaubende Ignoranz gegenüber den Verbrechen, die Deutschland auch und gerade in diesen Zwischenländern im vorigen Jahrhundert begangen hat“, kritisierte Beck.
„Diese historische Verantwortung schlägt Seehofer aus, wenn er ohne Rücksicht auf Länder wie die Ukraine bereit ist, bilaterale Geschäfte mit dem Kreml einzufädeln.“ Seehofers Besuch werde ein Puzzleteil in Putins Strategie der „Unterminierung des europäischen Zusammenhalts“ sein, für den Merkel eine zentrale Rolle spiele, sagte Beck.