Foto: Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin, Bundesbank, über dts Nachrichtenagentur
Hamburg/Frankfurt (dts Nachrichtenagentur) – Der frühere Hamburger Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD) will den Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin vor einem Ausschluss aus der SPD bewahren. „Wenn die SPD ihn ausschließen will, stehe ich bereit, ihn vor der Schiedskommission zu verteidigen“, schrieb Dohnanyi, der Jurist ist, in einem Beitrag für die Süddeutsche Zeitung (Montagausgabe). „Einen fairen Prozess wird es ja wohl noch geben.“Dohnanyi nahm Sarrazin vor dem Vorwurf in Schutz, ein Rassist zu sein. „Niemand mit Sachkenntnis“ könne heute noch bestreiten, dass es „besondere kulturelle Eigenschaften von Volksgruppen“ gebe. Sarrazin habe nicht die Muslime insgesamt angegriffen, sondern nur jenen Teil von Zuwanderern, der sich weigere, seine „Kinder zum Deutschlernen, zu Bildunsgwillen und offener Integrationsbereitschaft zu erziehen“. Vor dem Hintergrund des Holocausts scheuten die deutschen Debatten und Worte, die bei anderen Völkern „gang und gäbe“ seien, schrieb Dohnanyi. Nach seiner Auffassung würde Sarrazin wegen dieses Buches „aus keiner anderen europäischen Linkspartei ausgeschlossen“.
Der Kommunikationswissenschaftler Hans Mathias Kepplinger sagt:
Hinter der Sarrazin-Debatte steht folgendes: Im Kern geht es um das Selbstwertgefühl der linksliberalen Minderheit der Bevölkerung, die lange an die Idee der multikulturellen Gesellschaft geglaubt hat. Sie steht, wenn man die Probleme des Landes mit seinen Muslimen ernst nimmt, vor den Trümmern ihres Weltbildes, das sie gegen einen informierten Kritiker verteidigt.